Schneewittchen

Kein Arsch und kein Tittchen, sieht aus wie Schneewittchen!

Schneewittchen war wunderschön. Ich hätte es als Kompliment auffassen können. Damals. Doch so war es nicht gemeint. Das spürte ich und es tat weh.

Solche und andere Sprüche hörte ich mehr als genug im Alter von 12 - 16 Jahren.

Nein, nicht von den heranwachsenden Männern. Es gab Jungs die mich echt mochten und meine Freunde waren. Wahre Freunde. Nichts sexuelles.

Es waren meine Mitklässlerinnen. Nicht alle, einige, welche mir oft genug signalisierten ich wäre hinterher und entspräche nicht dem Bild einer Frau. An dir ist doch nichts dran, du hast doch nichts. Dadurch, dass ich immer 3-4 Jahre jünger aussah, war ich nicht würdig mit ihnen zu sein. Im Abseits und ausgegrenzt....Nein, das ist noch nichts für dich usw.... Das tat unendlich weh, tief verletzt und der Weg zu keinem Selbstwertgefühl.

Meine Mutter kaufte mir gern Kleider. Ich zog die nie gern an. Ich hasste Kleider. Schließlich war das was für Mädchen.... und ein solches war ich doch nicht.

Ich war die kleinste in der Klasse, immer. Ausgegrenzt durch meine spätere körperliche Entwicklung. Von heranwachsenden Frauen. Das weitete sich aus. Überall wurde ich nach dem Ausweis gefragt, lange. Denn anhand meines Körpers konnte man es nicht abschätzen..

Dabei ist es doch toll jünger auszusehen. Aber nicht mit 13 Jahren und auch nicht mit 18 Jahren.

So kam es, dass ich es glaubte... Ich bin nicht eine Frau, wie sie sein sollte und ich bin nicht begehrenswert, attraktiv und niemand würde mich je anschauen. Ich hatte keine Akzeptanz zu meinem Körper, Schamgefühl und ewige Zweifel. Ich spürte nicht die Frau in mir und fand mich auch nicht weiblich. Kein Zugang. Ich gebar ein Kind. Ich hatte Sex. Doch ich spürte wenig. Abgekoppelt vom sich selbst fühlen und zum Frausein. Schließlich konnte ich dem keinen Glauben schenken, als Frau gesehen zu sein. Nach 19 Jahren Beziehungsaus. Es war nichts mehr da, was ich meinem Mann zu geben gehabt hätte.

Nach und nach, erst an Anfang 30 durfte Heilung geschehen. Ich registriere erst dort, was all diese Sprüche mit mir und meiner Seele machten. Sich einbrannte und mich zweifeln ließ immer. Glaubenssätze die sich tief in meinen Geist fraßen.

Die Heilung passierte durch das männliche Geschlecht. Durch den Mann. Die Männlichkeit. Jedem einzelnen Mann, mit dem ich in Beziehung war, bin ich tief dankbar. Sie waren es, die mich in den Prozess des Erwachens und wieder an mich zu glauben brachten. Sie waren es, die ehrlich zu mir waren und mir zeigten, dass ich eine Frau bin. Sie waren es, die mir Zugang zu meinem Gefühl, zu meinem Körper brachten. Die mich dahin brachten, mich selbst anzunehmen, so wie ich bin. Sie waren es mit denen ich mich immer verstand. Auch außerhalb von Partnerschaften.

Anfang 40 sollte ich etwas neues entdecken. So kam ich zum Tantra. Es brachte mich an meine Grenzen und half mit Themen anzuschauen und zu bearbeiten.

Durch Tantra konnte ich nun noch mehr zu mir finden. In mein Gespür kommen. Mehr in meine doch so verschollene Weiblichkeit zurückfinden. Ein Weg der oft aufzeigte, wie tief die Wunden im innen doch waren. Tränen, atmen und annehmen wieder und wieder.

Dazu könnte ich einen eigenen Artikel schreiben.

Heute bin ich einfach nur mega dankbar all den wunderbaren Männern. Nie habe ich schlechte Erfahrungen gemacht. Nie Übergriffigkeit erlebt oder Missbrauch. Ich bin gesegnet.

Die offenen Herzen der Männer waren es, die mich tief berührten und Heilung brachten.

Jene, welche mich immer wieder liebevoll auf die Seite der Weiblichkeit schubsten.

Und dafür gebührt allen mein tiefster Dank. Ich fühle euch in meinem Herzen.

Jeder von uns hat eine oder mehr Geschichten. Oft kennen wir diese nicht. Seien wir also achtsam mit dem Gegenüber...

In Dankbarkeit Manuela